Freitag, 23. Januar 2009

Ein Schiff wird kommen

Ein wackerer Rittersmann hat sich aufgemacht, um für das ornitologische Fachmagazin Vogelstimme die Ursache für den überraschend abgestellten Kahn am Elbufer zu recherchieren. Das ein oder andere Spätzchen flötete nämlich, dass es Nacht und Nebel war, als Unbekannte Mitbürger den Koloss aus Stahl auf der Wiese deplatzierten. Keiner weiß, wer es war - nur so viel steht fest, liebe MitbürgerInnen, ich war es nicht!


Die holde Frauenärztin aus dem Elbweg und ihr LAG aus der einzigen wirtschaftlich tätigen Institution im Industriepark West (TRG) wetterten gleich gegen das Schandmal. Weitaus, nach eigenem Bekunden, ästhetisch wohlsituierteres Volk sprach von Isolationismus des Kahns vom Blickpunkt der Geschichte der Kunsttheorie der älteren europäischen Bewegungen, von Malewich‘ Suprematismus bis zur De Stijl Gruppe um van Doesburg und Mondrian in der Retrospektive, der bisherig, ordentlich genehmigt aufgestellten, abstrakten Stehlen aus betrachtet. Heine läßt grüßen.


Doch ward der Übeltäter noch nicht gefunden! Dieser konnte allerdings nicht mit seinem latenten Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom haushalten und die nötigen Psychopharmaka will und wollte ihm auch keiner mehr verschreiben. Also machte er sich mit Aktenordner, schnittiger Lederjacke und Bauplänen auf den Weg zum Rittersmann, der ihn im Fachmagazin wohlfeil präsentieren sollte. Christian Jung der alte Knabe hat vergessen, dass sein Grundstück nur bis zum Zaun und nicht bis zum Ufer der Lâbe reicht und bäng, bäng ballert er den Haufen Schrott auf die Grüne Wiese!

Der JÜNGling sprach es werde Licht, doch ich sags Euch nicht - er kann und konnte sich im investigativen Gespräch nicht erinnern, wen er da vom Antlitz her, für teuer Geld bei CDU-Metall-Hentschel in Auftrag gegeben hat. Die schnell organisierten Leserbrief-Loblied-Schreiber wollen sich da auch nicht so festlegen. Da kann man viel interpretieren. Vielleicht sollten die Damen und Herren mal ein japanisches HAIKU rezitieren, dann fällt ihnen beim Kramen in der Mottenkiste vielleicht auf, dass es sich um den bereits tot gesagten Architekten Karl Friedrich Gehse handelt. Komisch auch, das Jung auch ungefragt jedem die alte Strichzeichnung - ein Selbstportrait von Gehse - unter die Nase hält. Für die Mitbürger, die sich nicht im Dunstkreis vom Hochwasserschutz-Hauke aufhalten möchten, hier, exklusiv für alle, die Originalvorlage für den metallischen Scherenschnitt im Kahn am Elbufer.

Vielleicht registriert der ein oder andere auch das Gekrakel am Rande und es wird dem selbigen klarer um das Gemüt, warum derzeit eine nicht ganz unbekannte Bauausschussvorsitzende Sturm gegen das so genannte Kunstwerk läuft. War da nicht noch was? Freunde der STEG? Die Allianz Gehse - Hornich - Jung & Co. scheint ja noch formidabel im Nachtragsfieber zu darben!

Frei nach der Deagressions-Strategie wird die Stadtverwaltung rund um den derzeitig amtierenden OB K. dem Deichgrafen Christian Jung auch noch schnell eine Gestattung nachschustern, um nicht all zu viel Aufsehen zu erregen. Und mal ehrlich - ist doch auch mal schön - so ein bißchen Privatinitiative. Ein bißchen Kunstgenuss. Gerade, wo die Stadt Schönebeck doch jetzt Standort der Internationalen Bauausstellung geworden ist. Da soll doch die architektonische Kreativität auch mal gern aus Sturköpfen perlen. Perlenfischer Hans-Jürgen weilt ja im Moment im Krankenstands-Urlaub. Der fehlt noch in der Riege der Krakeeler! Hat ja schließlich noch eine Rechnung mit Gehse offen. Einfach unautorisierte Weihnachtskarten mit Hoppelhäschen im verschneiten Rathausfenster verschicken... tse.tse.. Don't verscherz es you mit the Oberbürgermeister, Mr. Architekt!

Die strammen Stammtischbrüder werden ihre Ergüsse dann auch bald in ein sogenanntes Wahlkampfmanifest meißeln und durch die Altstadt tragen. Für 250 Stimmen wird es vielleicht reichen. In den Stadtrat kommt man damit bestimmt, oder vielleicht auch nicht! An der Stelle sei schon einmal gefragt, wer da eigentlich bald auf wessen Liste stehen wird? Angeblich soll ja UWG-Grünling und Elbuferfreund Krüger nicht so ganz mit dem Gebahren des Herrn Jung einverstanden sein. Auch der Elbuferförderverein hält sich von den eigenwilligen Denkmalplatzierungen entfernt und steckt den Kopf in den Sand. Aber in allen Institutionen befinden sich Mitglieder mit Doppelmoral. Welcher Kombo soll man sich welcher Erfolgsaussichten anschließen? Und bei welcher wirft man den Hut? Fragen, die so manchem durch das Grauköpfchen spuken und die Nacht, gehüllt im Nebel, schlaflos werden lassen.

Ich wünsche eine ebensolche, geruhsame!

Willi is back!


1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Dr.Jung hat das Schiff aufgebaut um beim nächsten Hochwasser schnell das weite zu suchen. Die gräben und deiche fallen dann bestimmt wieder nicht in seine zuständigkeit. Danke Dr. Jung!

Eine Bürgerin aus Felgeleben